Wellness im Gerstensaft PRAG

In der tschechischen Hauptstadt können sich Entspannungsjünger
genüsslich im Bier-Spa zurücklehnen und erholen.

Kleopatra hat angeblich in Eselsmilch gebadet, die Reichen und Schönen tun es dem Vernehmen nach in Champagner. Und auch klassische Biertrinker können sich ganz in ihrem Element fühlen. Zumindest in der tschechischen Hauptstadt Prag, wo der Biergenuss auf eine neue Stufe gehoben wurde.

Rund ein halbes Dutzend sogenannter Bier-Spas hält ein besonderes Wellnessangebot vor: das Baden im Bier.
Allerdings: So ganz korrekt ist die Bezeichnung nicht. Denn hier schwimmt niemand in einem Becken, in das zuvor fassweise Bier gefüllt wurde. Vielmehr handelt es sich um als Holzbadewannen getarnte Whirlpools, in deren sprudelndes Wasser eine grünliche Mischung aus Hopfen, Hefe und Malz eingerührt wird.

„Das Bierbad wirkt vitalisierend, regeneriert die Haut und regt den Stoffwechsel an“, beteuert Ivana im feinsten Englisch. Die Mittzwanzigerin aus der Ukraine ist im Grand Relax Spa in Prag eine Art Mädchen für alles – von der Empfangsdame bis zur Beauty-Beraterin.

Noch bevor das eigentliche Badevergnügen beginnt, reicht Ivana zur Begrüßung ein Glas Wasser mit ein paar Orangenscheiben darin. Dabei scheinen ihr die skeptischen Blicke nicht zu entgehen. „Um den bestmöglichen Erholungseffekt zu erzielen, ist es wichtig, viel zu trinken – und nicht nur Bier“, sagt Ivana. Stattdessen erwartet uns unter der Dusche ein spezielles, mit Bier angereichertes Duschgel zur Einstimmung, während aus den Musikboxen sanfte Chill-out-Töne erklingen.

Dann kommt der Moment, auf den ­unsere durstige Kehlen gewartet haben. Ivana führt die kleine Gruppe vom Umkleidetrakt gemächlichen Schrittes in den eigentlichen Wellnessbereich. Der mit Bruchsteinmauern verkleidete Raum ist dezent abgedunkelt und nur mit Kerzenlicht beleuchtet. Zur Dekoration gehören neben Regalen mit Bierflaschen und gestapelten Holzbierkisten auch eine mannshohe, geschnitzte Figur eines bier­trinkenden Mönchs sowie Körbe mit Hopfen und geschrote­tem Malt. Drei große Holzzuber, in denen jeweils locker, zwei, drei Personen bequem Platz finden, stehen bereit.

Das Bier entspannt die Muskeln und lockert die Zunge

Ivana fühlt noch einmal, ob die Wassertemperatur auch angenehm ist, dann schüttet sie die grünliche Mischung aus Hopfen, Hefe und Malz in den Holzzuber. Und mit einem freundlichen „Please“ lädt sie dazu ein, in die Wanne zu hüpfen. In deren Mitte befindet sich ein Brett auf dem große Bierhumpen bereit stehen. Direkt neben der Wanne funkelt ein Zapfhahn – nur eine Armeslänge entfernt. „Hier kann sich jeder so viel Bier zapfen, wie er mag“, sagt Ivana. Und rät nicht nur aus ­Hygienegründen, das Glas nicht in der Wanne zu füllen.

Tatsächlich macht die hopfige Duftnote des wohlig warmen Wassers Durst. Während die Wellnessjünger also für eine halbe Stunde im sprudelnden Bad Platz nehmen, strömt munter das Bier – erst ins Glas, dann die Kehle hinunter. Der Gerstensaft entspannt nicht nur die Muskeln, sondern lockert auch die Zunge. Entsprechend fröhlich geht es im Spa zu.

Als Ivana plötzlich wieder in der Tür steht, frage ich mich: Wer hat da an der Uhr gedreht? Doch noch ist das Entspannungsprogramm nicht vorbei. Ivana führt unsere Gruppe in ­einen abgedunkelten Raum, wo es sich alle – in große Leinentücher plus wärmende Schafsdecken eingehüllt – auf einem beheizten Bett bequem machen. Und um das ­Schmoren im eigenen Biersaft noch zu ver­stärken, serviert Ivana allen, die noch immer durstig sind, ein Frischgezapftes …
Während der Mix aus Bier, Wärme und Dunkelheit die Augenlider zunehmend schwerer werden lässt, endet das Wellnessvergnügen nach weiteren 30 Minuten der Ruhe. Mit einem angenehmen Kribbeln auf der Haut entlässt Ivana unsere kleine Gruppe. Nicht aber ohne jedem noch eine Flasche Bier und ein Erinnerungsfoto mitzugeben. Schließlich hilft der Gerstensaft, das Bier-Spa noch nachwirken zu lassen – wenn auch nur von innen …

 

Autor: Karsten-Thilo Raab

© Fotos: Karsten-Thilo Raab, Prague City Tourism, Wow Prague Convention Bureau

Karsten-Thilo Raab
Karsten-Thilo Raab berichtet seit rund drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 (Reise-)Büchern, Wanderführern, Radführern und Bildbänden gemacht.
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In der tschechischen Hauptstadt können sich Entspannungsjünger
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Rund ein halbes Dutzend sogenannter Bier-Spas hält ein besonderes Wellnessangebot vor: das Baden im Bier.
Allerdings: So ganz korrekt ist die Bezeichnung nicht. Denn hier schwimmt niemand in einem Becken, in das zuvor fassweise Bier gefüllt wurde. Vielmehr handelt es sich um als Holzbadewannen getarnte Whirlpools, in deren sprudelndes Wasser eine grünliche Mischung aus Hopfen, Hefe und Malz eingerührt wird.

„Das Bierbad wirkt vitalisierend, regeneriert die Haut und regt den Stoffwechsel an“, beteuert Ivana im feinsten Englisch. Die Mittzwanzigerin aus der Ukraine ist im Grand Relax Spa in Prag eine Art Mädchen für alles – von der Empfangsdame bis zur Beauty-Beraterin.

Noch bevor das eigentliche Badevergnügen beginnt, reicht Ivana zur Begrüßung ein Glas Wasser mit ein paar Orangenscheiben darin. Dabei scheinen ihr die skeptischen Blicke nicht zu entgehen. „Um den bestmöglichen Erholungseffekt zu erzielen, ist es wichtig, viel zu trinken – und nicht nur Bier“, sagt Ivana. Stattdessen erwartet uns unter der Dusche ein spezielles, mit Bier angereichertes Duschgel zur Einstimmung, während aus den Musikboxen sanfte Chill-out-Töne erklingen.

Dann kommt der Moment, auf den ­unsere durstige Kehlen gewartet haben. Ivana führt die kleine Gruppe vom Umkleidetrakt gemächlichen Schrittes in den eigentlichen Wellnessbereich. Der mit Bruchsteinmauern verkleidete Raum ist dezent abgedunkelt und nur mit Kerzenlicht beleuchtet. Zur Dekoration gehören neben Regalen mit Bierflaschen und gestapelten Holzbierkisten auch eine mannshohe, geschnitzte Figur eines bier­trinkenden Mönchs sowie Körbe mit Hopfen und geschrote­tem Malt. Drei große Holzzuber, in denen jeweils locker, zwei, drei Personen bequem Platz finden, stehen bereit.

Das Bier entspannt die Muskeln und lockert die Zunge

Ivana fühlt noch einmal, ob die Wassertemperatur auch angenehm ist, dann schüttet sie die grünliche Mischung aus Hopfen, Hefe und Malz in den Holzzuber. Und mit einem freundlichen „Please“ lädt sie dazu ein, in die Wanne zu hüpfen. In deren Mitte befindet sich ein Brett auf dem große Bierhumpen bereit stehen. Direkt neben der Wanne funkelt ein Zapfhahn – nur eine Armeslänge entfernt. „Hier kann sich jeder so viel Bier zapfen, wie er mag“, sagt Ivana. Und rät nicht nur aus ­Hygienegründen, das Glas nicht in der Wanne zu füllen.

Tatsächlich macht die hopfige Duftnote des wohlig warmen Wassers Durst. Während die Wellnessjünger also für eine halbe Stunde im sprudelnden Bad Platz nehmen, strömt munter das Bier – erst ins Glas, dann die Kehle hinunter. Der Gerstensaft entspannt nicht nur die Muskeln, sondern lockert auch die Zunge. Entsprechend fröhlich geht es im Spa zu.

Als Ivana plötzlich wieder in der Tür steht, frage ich mich: Wer hat da an der Uhr gedreht? Doch noch ist das Entspannungsprogramm nicht vorbei. Ivana führt unsere Gruppe in ­einen abgedunkelten Raum, wo es sich alle – in große Leinentücher plus wärmende Schafsdecken eingehüllt – auf einem beheizten Bett bequem machen. Und um das ­Schmoren im eigenen Biersaft noch zu ver­stärken, serviert Ivana allen, die noch immer durstig sind, ein Frischgezapftes …
Während der Mix aus Bier, Wärme und Dunkelheit die Augenlider zunehmend schwerer werden lässt, endet das Wellnessvergnügen nach weiteren 30 Minuten der Ruhe. Mit einem angenehmen Kribbeln auf der Haut entlässt Ivana unsere kleine Gruppe. Nicht aber ohne jedem noch eine Flasche Bier und ein Erinnerungsfoto mitzugeben. Schließlich hilft der Gerstensaft, das Bier-Spa noch nachwirken zu lassen – wenn auch nur von innen …

 

Autor: Karsten-Thilo Raab

© Fotos: Karsten-Thilo Raab, Prague City Tourism, Wow Prague Convention Bureau

Karsten-Thilo Raab
Karsten-Thilo Raab berichtet seit rund drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 (Reise-)Büchern, Wanderführern, Radführern und Bildbänden gemacht.
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