Das geheimnisvolle Dach der Welt TIBET

Seit der freundlich lächelnde Dalai Lama weltweit auf Tournee geht und damit für sein unterdrücktes Volk wirbt, kennt jeder das Schicksal der Tibeter. Doch wer das Land wirklich ein Stück weit verstehen will, muss es selbst sehen, riechen, fühlen.

Die bunten Gebetsfahnen flattern im Wind. Jede hat eine andere Farbe und steht für ein anderes Element: Blau für den Himmel, Grün für das Wasser, Gelb für die Erde, Weiß für Wolken und Reinheit, Rot für das Feuer. Meist sind die Fahnen mit einem Mantra, einer Formel beschriftet. Mit ihr wird für das Glück aller fühlenden Lebenwesen auf Erden gebetet. Und damit die Gebete ankommen, soll der Wind sie forttragen. So fröhlich-bunt wie die Gebetsfahnen ist auch die Tracht der Tibeter Bauern. Während die Hirten sich meist gegen die Kälte wappnen müssen und daher weniger bunte Fellmäntel tragen, lassen es die Bauern leuchten. Die aus Wollstoffen von Hand gefertigten Kleidungsstücke werden mit farbenfroher Baumwolle umsäumt oder mit Seide verziert. Mäntel mit kurzen Ärmeln im Sommer und langen im Winter gehören ebenso dazu wie die Schürze für verheiratete Frauen. Dafür gibt es seit etwa 500 Jahren sogar eine eigene Schürzenweberei. Weil insbesondere die Festtagstracht aber auch für Reichtum und Schönheit steht, gehört Silberschmuck unbedingt dazu. Selbst wer wenig Geld hat, lässt sich für den großen Auftritt nicht lumpen. Kopfschmuck, Ohrringe, lange Ketten mit riesigen Anhängern glitzern an den Frauen in der Sonne. Silberne Münzen und Fläschchen für Schnupftabak sind es bei den Männer.

Dabei haben die Tibeter objektiv betrachtet wenig Grund zum Feiern. Ihre Zugehörigkeit zur Volksrepublik China ist im Land ebenso umstritten wie international, doch kein Land auf der Welt will sich für sie einsetzen. Das Oberhaupt ihres Glaubens, der Dalai Lama, muss im Exil leben, weil er sonst Repressalien der chinesischen Regierung zu fürchten hätte. Auf deren Betreiben werden immer mehr Han-Chinesen nach Tibet umgesiedelt. Und auch sonst ist das tägliche Leben eher karg als reich. Denn 85 Prozent der Bevölkerung sind Hirten und Bauern. Dennoch umgibt Tibet ein ganz besonderes Flair. Dazu tragen natürlich Sehenswürdigkeiten wie der berühmte, etwa 650 Meter breite Potala-Palast in Lhasa bei. Die einstige Winterresidenz des Dalai Lama mit ihren 999 Räumen auf 13 Etagen erhebt sich 130 Meter über der Hauptstadt und bietet schon aus der Ferne einen wahrhaft göttlichen Anblick.

Tibet umgibt ein ganz besonderes Flair

Mitten in Lhasa befindet sich außerdem das Allerheiligste, zu dem jeder Tibeter einmal im Leben gepilgert sein sollte: der Jokhang-Tempel, der um 640 erbaut worden sein soll. Dass Tempel und Potala-Palast zusammen mit der Norbulingka, dem einstigen Sommerpalast und Park des Dalai Lama, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, ist fast selbstverständlich. Klöster und Tempelanlagen spielen eine große Rolle im Land. Gläubige besuchen sie nicht nur zu den Festtagen, um die Gebetsmühlen zu drehen und Zwiesprache mit ihrem Gott zu halten. Und noch immer lassen sich junge Männer zu Mönchen ausbilden. Meist sind sie nicht nur religiös interessiert, sondern setzen sich auch mit weltlichen Mitteln für ihren Glauben ein – zum Beispiel als Demonstranten.

Auch die landschaftliche Schönheit Tibets beschert Besuchern Augenblicke, die sie nie wieder vergessen werden. Eine dieser Perlen ist das „Tal der neun Dörfer“, Jiuzhaigou. Das Naturschutzgebiet beherbergt neben neun tibetischen Dörfern eine einzigartige Berglandschaft mit über 100 Seen, knapp 50 Quellen, mit Wasserfällen und Stromschnellen. Wer dort im Herbst zwischen verschneiten Berggipfeln und orangefarbener Laubfärbung an einem der blaugrünen Seen gestanden hat, fühlt sich im Paradies. Was nimmt man mit aus diesem Land? Das wonach es überall riecht, was aus Tibet nicht wegzudenken ist: Yak-Butter! Und selbst wenn es daheim ein wenig Überwindung kostet, wie in Tibet üblich, davon eine Tasse Tee zu trinken – wenn Land und Leute vor dem inneren Auge auftauchen, hat sich jeder einzelne Schluck gelohnt.

INFORMATIONEN ZU TIBET

Beste Reisezeit: Mai bis September.

Klima: Aufgrund der Hochplateau-Lage ist das Klima in Tibet recht kühl (vor allem in den Wintermonaten wird es sehr kalt). Im Sommer regnet es häufig.

Zeitzone: MEZ + 7 Stunden.

Sprache: Chinesisch Tibetisch.

Geld: Yuan.

Dokumente: Grundsätzlich wird zur Einreise nach Tibet ein China-Visum benötigt. Ausländer benötigen zudem eine Spezialgenehmigung (TAR-permit) für die Einreise nach Tibet. Es gab bereits Sperren für die Spezialgenehmigungen, daher empfiehlt es sich, Hotel- und Flugreservierungen erst nach Erhalt der Genehmigung zu buchen. Das Tibet Tourist Office weist außerdem darauf hin, das nur durch Veranstalter organisierte Gruppenreisen gestattet werden.

Gesundheit: Die Gesundheitsversorgung ist in Tibet in den letzten Jahrzehnten stark verbessert worden, trotzdem keinesfalls mit der europäischen vergleichbar. Eine Reiserückholversicherung ist ratsam. Viele Tibeter vertrauen der traditionellen Tibetischen Medizin.

Essen & Trinken: Eines der grundlegenden tibetischen Lebensmittel ist „tsam-pa", eine Art Teig, der aus gebratenem Gerstenmehl, Yak-Butter, Wasser und einem einheimischen Bier hergestellt wird. Das lokale Getränk ist der Yak-Butter-Tee (salzig), probieren Sie den süß-saueren Qingke-Wein.

Sehenswert: In Lhasa: Der Potala Palast. Nur unweit entfert, liegt das Jokhang Kloster- älteste Gebäude in Lhasa. Norbulingka ehemalige Sommerresidenz des Dalai Lama mit schönem Park (inkl. kleinem Zoo). Der Markt auf der Barkhor Strasse (um den Jokhang-Tempel herum). Das Samye Kloster- prachtvolles Kloster in Shannan. Tashilhünpo Kloster (Shigatse). Für Naturliebhaber: Kailash- heiliger Berg, der gleich von vier verschiedenen Religionen als heilig verehrt wird. Die Schlucht des Yarlung Zangbo sagenhafte 5.382m tief und damit tiefste Schlucht der Welt. Mount Everest- 8848m hoch- allein der Anblick ist überwältigend.

Unbedingt vermeiden: Beim Hinsetzten in Gesellschaft nicht die Beine ausstrecken und die Sohlen zeigen – sondern im Schneidersitz platz nehmen. Beim Betreten eines Hauses nicht auf die Schwelle treten.

Beliebte Mitbringsel: Textilien( Bekleidung aus Pulu (bunter, dicker Wollstoff), Wolldecken, Wandteppiche), außerdem Thangkas (Rollbilder), Räucherstäbchen, Schmuck aus Rinderknochen, religiöse Souvenirs wie Klangschalen.

Auskünfte: www.Chinaholidays.de

Robert Görs

Fotos: Cammer, Laurent VIVIER, enote/ Fotolia; Fremdenverkehrsamt der VR China

Robert Görs

Weitere Artikel

Zurück zur Newsübersicht

Aktuelle Artikel

Das geheimnisvolle Dach der Welt TIBET

Seit der freundlich lächelnde Dalai Lama weltweit auf Tournee geht und damit für sein unterdrücktes Volk wirbt, kennt jeder das Schicksal der Tibeter. Doch wer das Land wirklich ein Stück weit verstehen will, muss es selbst sehen, riechen, fühlen.

Die bunten Gebetsfahnen flattern im Wind. Jede hat eine andere Farbe und steht für ein anderes Element: Blau für den Himmel, Grün für das Wasser, Gelb für die Erde, Weiß für Wolken und Reinheit, Rot für das Feuer. Meist sind die Fahnen mit einem Mantra, einer Formel beschriftet. Mit ihr wird für das Glück aller fühlenden Lebenwesen auf Erden gebetet. Und damit die Gebete ankommen, soll der Wind sie forttragen. So fröhlich-bunt wie die Gebetsfahnen ist auch die Tracht der Tibeter Bauern. Während die Hirten sich meist gegen die Kälte wappnen müssen und daher weniger bunte Fellmäntel tragen, lassen es die Bauern leuchten. Die aus Wollstoffen von Hand gefertigten Kleidungsstücke werden mit farbenfroher Baumwolle umsäumt oder mit Seide verziert. Mäntel mit kurzen Ärmeln im Sommer und langen im Winter gehören ebenso dazu wie die Schürze für verheiratete Frauen. Dafür gibt es seit etwa 500 Jahren sogar eine eigene Schürzenweberei. Weil insbesondere die Festtagstracht aber auch für Reichtum und Schönheit steht, gehört Silberschmuck unbedingt dazu. Selbst wer wenig Geld hat, lässt sich für den großen Auftritt nicht lumpen. Kopfschmuck, Ohrringe, lange Ketten mit riesigen Anhängern glitzern an den Frauen in der Sonne. Silberne Münzen und Fläschchen für Schnupftabak sind es bei den Männer.

Dabei haben die Tibeter objektiv betrachtet wenig Grund zum Feiern. Ihre Zugehörigkeit zur Volksrepublik China ist im Land ebenso umstritten wie international, doch kein Land auf der Welt will sich für sie einsetzen. Das Oberhaupt ihres Glaubens, der Dalai Lama, muss im Exil leben, weil er sonst Repressalien der chinesischen Regierung zu fürchten hätte. Auf deren Betreiben werden immer mehr Han-Chinesen nach Tibet umgesiedelt. Und auch sonst ist das tägliche Leben eher karg als reich. Denn 85 Prozent der Bevölkerung sind Hirten und Bauern. Dennoch umgibt Tibet ein ganz besonderes Flair. Dazu tragen natürlich Sehenswürdigkeiten wie der berühmte, etwa 650 Meter breite Potala-Palast in Lhasa bei. Die einstige Winterresidenz des Dalai Lama mit ihren 999 Räumen auf 13 Etagen erhebt sich 130 Meter über der Hauptstadt und bietet schon aus der Ferne einen wahrhaft göttlichen Anblick.

Tibet umgibt ein ganz besonderes Flair

Mitten in Lhasa befindet sich außerdem das Allerheiligste, zu dem jeder Tibeter einmal im Leben gepilgert sein sollte: der Jokhang-Tempel, der um 640 erbaut worden sein soll. Dass Tempel und Potala-Palast zusammen mit der Norbulingka, dem einstigen Sommerpalast und Park des Dalai Lama, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, ist fast selbstverständlich. Klöster und Tempelanlagen spielen eine große Rolle im Land. Gläubige besuchen sie nicht nur zu den Festtagen, um die Gebetsmühlen zu drehen und Zwiesprache mit ihrem Gott zu halten. Und noch immer lassen sich junge Männer zu Mönchen ausbilden. Meist sind sie nicht nur religiös interessiert, sondern setzen sich auch mit weltlichen Mitteln für ihren Glauben ein – zum Beispiel als Demonstranten.

Auch die landschaftliche Schönheit Tibets beschert Besuchern Augenblicke, die sie nie wieder vergessen werden. Eine dieser Perlen ist das „Tal der neun Dörfer“, Jiuzhaigou. Das Naturschutzgebiet beherbergt neben neun tibetischen Dörfern eine einzigartige Berglandschaft mit über 100 Seen, knapp 50 Quellen, mit Wasserfällen und Stromschnellen. Wer dort im Herbst zwischen verschneiten Berggipfeln und orangefarbener Laubfärbung an einem der blaugrünen Seen gestanden hat, fühlt sich im Paradies. Was nimmt man mit aus diesem Land? Das wonach es überall riecht, was aus Tibet nicht wegzudenken ist: Yak-Butter! Und selbst wenn es daheim ein wenig Überwindung kostet, wie in Tibet üblich, davon eine Tasse Tee zu trinken – wenn Land und Leute vor dem inneren Auge auftauchen, hat sich jeder einzelne Schluck gelohnt.

INFORMATIONEN ZU TIBET

Beste Reisezeit: Mai bis September.

Klima: Aufgrund der Hochplateau-Lage ist das Klima in Tibet recht kühl (vor allem in den Wintermonaten wird es sehr kalt). Im Sommer regnet es häufig.

Zeitzone: MEZ + 7 Stunden.

Sprache: Chinesisch Tibetisch.

Geld: Yuan.

Dokumente: Grundsätzlich wird zur Einreise nach Tibet ein China-Visum benötigt. Ausländer benötigen zudem eine Spezialgenehmigung (TAR-permit) für die Einreise nach Tibet. Es gab bereits Sperren für die Spezialgenehmigungen, daher empfiehlt es sich, Hotel- und Flugreservierungen erst nach Erhalt der Genehmigung zu buchen. Das Tibet Tourist Office weist außerdem darauf hin, das nur durch Veranstalter organisierte Gruppenreisen gestattet werden.

Gesundheit: Die Gesundheitsversorgung ist in Tibet in den letzten Jahrzehnten stark verbessert worden, trotzdem keinesfalls mit der europäischen vergleichbar. Eine Reiserückholversicherung ist ratsam. Viele Tibeter vertrauen der traditionellen Tibetischen Medizin.

Essen & Trinken: Eines der grundlegenden tibetischen Lebensmittel ist „tsam-pa", eine Art Teig, der aus gebratenem Gerstenmehl, Yak-Butter, Wasser und einem einheimischen Bier hergestellt wird. Das lokale Getränk ist der Yak-Butter-Tee (salzig), probieren Sie den süß-saueren Qingke-Wein.

Sehenswert: In Lhasa: Der Potala Palast. Nur unweit entfert, liegt das Jokhang Kloster- älteste Gebäude in Lhasa. Norbulingka ehemalige Sommerresidenz des Dalai Lama mit schönem Park (inkl. kleinem Zoo). Der Markt auf der Barkhor Strasse (um den Jokhang-Tempel herum). Das Samye Kloster- prachtvolles Kloster in Shannan. Tashilhünpo Kloster (Shigatse). Für Naturliebhaber: Kailash- heiliger Berg, der gleich von vier verschiedenen Religionen als heilig verehrt wird. Die Schlucht des Yarlung Zangbo sagenhafte 5.382m tief und damit tiefste Schlucht der Welt. Mount Everest- 8848m hoch- allein der Anblick ist überwältigend.

Unbedingt vermeiden: Beim Hinsetzten in Gesellschaft nicht die Beine ausstrecken und die Sohlen zeigen – sondern im Schneidersitz platz nehmen. Beim Betreten eines Hauses nicht auf die Schwelle treten.

Beliebte Mitbringsel: Textilien( Bekleidung aus Pulu (bunter, dicker Wollstoff), Wolldecken, Wandteppiche), außerdem Thangkas (Rollbilder), Räucherstäbchen, Schmuck aus Rinderknochen, religiöse Souvenirs wie Klangschalen.

Auskünfte: www.Chinaholidays.de

Robert Görs

Fotos: Cammer, Laurent VIVIER, enote/ Fotolia; Fremdenverkehrsamt der VR China

Robert Görs

Weitere Artikel

Zurück zur Newsübersicht