Wo der Sommer endlos scheint WÜRZBURG

Kultur-Events wie das Mozartfest und das Africa Festival ziehen jährlich tausende Besucher in Frankens Wein-Hochburg.
Genuss pur für Ohren und Gaumen!

Klassik trifft Barock. In den Sälen der Würzburger Residenz findet jedes Jahr das Mozartfest statt. Das reich verzierte Schloss gehört neben Versailles und Schönbrunn zu den bedeutendsten Bauwerken des Spätbarock.

Wann geht es denn los?“, drängte mich Louise. Erwartungsvoll stand sie auf der ­Türschwelle. Und wollte endlich live erleben, ­wovon ich ihr bereits seit Tagen vorgeschwärmt hatte. Denn wenn die Tage länger werden und die Lust auf den Sommer ins schier Unendliche wächst, habe ich nur eins im Sinn: Ich packe meine Sachen und fahre in ­meine alte Wahlheimat – Würzburg. Und am liebsten mit lieben Freunden.

Das Africa Festival ist ein weiteres spektakuläres Event. Hier stellt sich der Kontinent vom 29. Mai bis zum 1. Juni musikalisch vor. Bereits zum 26. Mal lädt das Africa Festival dazu ein, sich einen Eindruck von den Klängen Afrikas zu verschaffen. 15 der insgesamt 19 Bands und Solisten sind dieses Jahr das erste Mal in Würzburg zu Gast.

Die junge Sängerin Gasandji wird das Festival eröffnen. Weiter geht es mit der Band Garifuna Collective und der afrodeutschen Sängerin Y’akoto, die bereits 2011 zu Gast beim Festival war. Auf dem Programm steht ebenfalls eine Karnevalsparty mit den „Jolly Boys“ und „Calypso Rose“. Und zu ­guter Letzt ist eine Fusion zwischen afrikanischem und fränkischem Urgestein zu hören, wenn „Pupkulies & Rebecca“ zusammen mit dem kapverdischen Sänger und Gitarristen Tibau auf der Bühne stehen.

Vom 19. bis zum 22. Juni steigt dann das große „Umsonst und draußen- Musikfestival“. Hier werden unter anderem zahlreiche Bands aus der ­Region auftreten. Und wie der Name schon sagt: Die Konzerte sind kostenlos. Ein buntes Rahmenprogramm mit original fränkischer Küche und Hüpfburgen wird ebenfalls angeboten.

Die Bischofs- und Residenzstadt am Main feierte 2004 ihr 1.300-jähriges Bestehen. Und Tausende Besucher zieht es jährlich hierher. Dies nicht zuletzt wegen der malerischen Lage der zweitgrößten Stadt Frankens.

Zu beiden Seiten des Mains zieht sich die mittelalterliche Architektur zwischen verträumten Weintrassen bis in die Muschelkalk-Berge hinein. Sehenswerte Bauwerke – wie die Alte Mainbrücke mit ihren zwölf überlebensgroßen Heiligenfiguren – prägen das Stadtbild. Ich jedenfalls finde: Es gibt keinen besseren Ort in Deutschland, um den Sommer einzuläuten – und diese Jahreszeit ewig hinaus­zuzögern.

Zum einen beschert die Lage am südlichen Maintal auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit und Wärme bereits früh im Jahr ein fast mediterranes Klima. Zum anderen finden in den warmen Monaten viele Kultur-Events von herausragendem Niveau statt. Wer möchte, kann von einem Event ins nächste stolpern und sich an der Fülle verschiedener Musikstile satt hören.

Das weltbekannte Mozartfest ­läutet quasi die Saison ein. 1790 schrieb Wolfgang Amadeus Mozart höchstpersönlich an seine Frau Constanze: „Zu Würzburg haben wir unseren theuern Magen mit Kaffee gestärkt, eine ­schöne prächtige Stadt.“ Zwar besuchte das Musik-Genie Würzburg nur ein einziges Mal – doch die Stadt hinterließ offenbar einen nach­haltigen Eindruck.

Das Mozartfest findet dieses Jahr vom 23. bis 29. Juni statt. Evelyn ­Meining übernimmt erstmalig die Intendanz des Fests unter dem Motto „Mozart – trazoM: Musik im Spiegel“. ­Artiste ­étoile und damit heraus­ragender Künstler ist in diesem Jahr der Komponist, Klarinettist und Pianist Jörg Widmann. Mit dabei sind unter an­derem auch die Kremerata Baltica, die Bamberger Symphoniker und Cellist Johan van Iersel.

Die meisten Konzerte sind in der Würzburger Residenz zu hören: Von 1720 bis 1744 wurde das Barock-Schloss nach Plänen des Architekten Balthasar Neumann errichtet. Die UNESCO erklärte es 1981 zum Weltkulturerbe. Besonders prachtvoll ist das frei­tragende Treppenhaus, ge­staltet vom damals bekanntesten Freskenmaler Giovanni Battista Tiepolo: Von 1751 bis 1753 schuf er hier das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt.

Vor dieser Kulisse verwundert es nicht, dass sich das Festival als ­Mittler zwischen den Künsten sieht. Die ­Architektur soll zusammen mit der Musik eine genreübergreifende Verschmelzung von Ästhetik vermitteln.

Jährlich besuchen rund 25.000 ­Gäste aus dem In- und Ausland das Festival. Spielorte sind neben der Residenz der Hofgarten, eine ehemalige Druckhalle und sogar der Weinkeller der Residenz, wo Lesungen mit Musik vorgetragen werden. Zum Auftakt des Festivals gibt es kostenlose Konzerte beim „Mozart Tag“ in der Würzburger Innenstadt.

Zu hören gibt es unter anderem ­Manuel Holzner, die Publikumslieblinge „Mister & Mississippi“ oder „The Bulletmonks“. Während auf der großen Open Air-Bühne umgebaut wird, zeigen auf der U25-Bühne die jüngsten Bands Unterfrankens, was sie drauf haben. Gegenüber etablierten Musikern haben es die Youngsters oft schwer, sich durchzusetzen. Hier bekommen sie die Gelegenheit, sich jeweils mit einem etwa 20-minütigen Kurz-Auftritt zu präsentieren.

Beim „Hafensommer Würzburg“ vom 25. Juli bis zum 10. August geben sich dann internationale und deutsche Stars die Klinke in die Hand. Helge Schneider kommt am 9. August mit seiner neuen Band „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“ plus neuem Programm zu Besuch. Dabei spielt der Musiker und Komiker auf Instrumenten wie seiner Quetschkommode oder der spanischen Gitarre, die er selbst liebevoll „Eierschneider“ nennt.

Ein weiteres Highlight ist das Solo-Konzert von Judith Holofernes, der Frontsängerin von „Wir sind Helden“ am 30. Juli. Und wer Jan Josef Liefers mal nicht im Fernsehen, sondern live bewundern möchte, sieht ihn am 26. Juli mit seiner Band „Oblivion“. Amerikanisches Flair bringt die Sängerin Suzanne Vega auf die Bühne. Das Event findet 2014 übrigens auf den Mainwiesen statt, da der alte Standort – die Kaimauer im Alten Hafen – ge­rade saniert wird.

Beim Hafensommer im vergangenen Jahr waren meine Freundin Carla und ich auf einer der kleinen Eventflächen gelandet. Und genossen die Auftritte der Bands bei einem ­guten regionalen Wein. Dazu ein Stück Käse – fertig war der Luxus-Lunch. Schließlich ist Würzburg ja das Weinzentrum Unterfrankens.

Mit seinen verschlungenen Fluss­tälern bildet der Main zwischen Spessart, Rhön und Steigerwald die Fläche eines Dreiecks und umreißt damit das Fränkische Weinland. Hier wachsen Reben, die anschließend Weine von Weltruhm hervorbringen. Angebaut werden unter anderem Scheurebe, Blaufränkisch und Silvaner. Und last not least Riesling.
Mehr Sommer geht nicht!

Frisch gestärkt beschlossen Carla und ich damals nach unserem Lunch, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Ich zeigte Carla die Bürgerhäuser aus der Zeit der Renaissance mit ihren hübschen Hinterhöfen. „Eine ­echte ­Augenweide!“, schwärmte sie. Das lachsrosa getünchte „Falkenhaus“ – in dem heute die Touristeninformation und die Bücherei ihren Sitz haben – setzt dem an Pracht noch eins drauf: 1751 ließ die damalige Besitzerin ­Barbara Meißner die Fassade von ­Stuckateuren aus Oberbayern reich verzieren. Die entstandene Rokokofassade gehört heute zu den schönsten in Süddeutschland.

Der Kiliansdom darf natürlich bei unserem Stadtrundgang nicht ­fehlen. Er gehört zu den bedeutendsten Bauwerken aus der Zeit der salischen ­Kaiser und ist die viertgrößte romanische Kirche Deutschlands. 1040 wurde der Grundstein für den Bau gelegt. Zur Zeit des Barock kam die Schönborn­kapelle dazu. Balthasar Neumann, einer der bedeutendsten Architekten seiner Zeit, vollendete den Bau. Carla und waren beeindruckt von der Komplexität ihrer Architektur.

Neumanns Sohn Franz Ignaz ­Michael verewigte sich ebenfalls in der Stadt. Mit dem Bau des ­Mainkranen am Flussufer. 1772 gab Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim den Kran in Auftrag, um den Güterumschlag vom Land auf den Fluss zu vereinfachen.

Als meine Freundin und ich am ­Kranen vorbeikamen, sagte Carla: „Ich haben mal gegoogelt. Wusstest du, dass Franken in Sachen Brauereidichte den Weltrekord hält?“ Nein, wusste ich nicht. Nur, dass es überall kleine Brauereien gibt, die ihr eigenes Bier anbieten. Und ich kannte da auch einen kleinen Biergarten, in den ich Carla nun entführte. Denn: Wer schon mal an einem lauschigen Abend bei einem frisch gezapften Würzburger Hofbräu unter Jahrhunderte alten ­Kastanien saß und über das Leben philosophiert hat, der weiß: Mehr Sommer geht nicht!

Annette Waldow

Fotos: Jutta & Jörg Kulow, Andreas Hub / laif

Annette Waldow
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Kultur-Events wie das Mozartfest und das Africa Festival ziehen jährlich tausende Besucher in Frankens Wein-Hochburg.
Genuss pur für Ohren und Gaumen!

Klassik trifft Barock. In den Sälen der Würzburger Residenz findet jedes Jahr das Mozartfest statt. Das reich verzierte Schloss gehört neben Versailles und Schönbrunn zu den bedeutendsten Bauwerken des Spätbarock.

Wann geht es denn los?“, drängte mich Louise. Erwartungsvoll stand sie auf der ­Türschwelle. Und wollte endlich live erleben, ­wovon ich ihr bereits seit Tagen vorgeschwärmt hatte. Denn wenn die Tage länger werden und die Lust auf den Sommer ins schier Unendliche wächst, habe ich nur eins im Sinn: Ich packe meine Sachen und fahre in ­meine alte Wahlheimat – Würzburg. Und am liebsten mit lieben Freunden.

Das Africa Festival ist ein weiteres spektakuläres Event. Hier stellt sich der Kontinent vom 29. Mai bis zum 1. Juni musikalisch vor. Bereits zum 26. Mal lädt das Africa Festival dazu ein, sich einen Eindruck von den Klängen Afrikas zu verschaffen. 15 der insgesamt 19 Bands und Solisten sind dieses Jahr das erste Mal in Würzburg zu Gast.

Die junge Sängerin Gasandji wird das Festival eröffnen. Weiter geht es mit der Band Garifuna Collective und der afrodeutschen Sängerin Y’akoto, die bereits 2011 zu Gast beim Festival war. Auf dem Programm steht ebenfalls eine Karnevalsparty mit den „Jolly Boys“ und „Calypso Rose“. Und zu ­guter Letzt ist eine Fusion zwischen afrikanischem und fränkischem Urgestein zu hören, wenn „Pupkulies & Rebecca“ zusammen mit dem kapverdischen Sänger und Gitarristen Tibau auf der Bühne stehen.

Vom 19. bis zum 22. Juni steigt dann das große „Umsonst und draußen- Musikfestival“. Hier werden unter anderem zahlreiche Bands aus der ­Region auftreten. Und wie der Name schon sagt: Die Konzerte sind kostenlos. Ein buntes Rahmenprogramm mit original fränkischer Küche und Hüpfburgen wird ebenfalls angeboten.

Die Bischofs- und Residenzstadt am Main feierte 2004 ihr 1.300-jähriges Bestehen. Und Tausende Besucher zieht es jährlich hierher. Dies nicht zuletzt wegen der malerischen Lage der zweitgrößten Stadt Frankens.

Zu beiden Seiten des Mains zieht sich die mittelalterliche Architektur zwischen verträumten Weintrassen bis in die Muschelkalk-Berge hinein. Sehenswerte Bauwerke – wie die Alte Mainbrücke mit ihren zwölf überlebensgroßen Heiligenfiguren – prägen das Stadtbild. Ich jedenfalls finde: Es gibt keinen besseren Ort in Deutschland, um den Sommer einzuläuten – und diese Jahreszeit ewig hinaus­zuzögern.

Zum einen beschert die Lage am südlichen Maintal auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit und Wärme bereits früh im Jahr ein fast mediterranes Klima. Zum anderen finden in den warmen Monaten viele Kultur-Events von herausragendem Niveau statt. Wer möchte, kann von einem Event ins nächste stolpern und sich an der Fülle verschiedener Musikstile satt hören.

Das weltbekannte Mozartfest ­läutet quasi die Saison ein. 1790 schrieb Wolfgang Amadeus Mozart höchstpersönlich an seine Frau Constanze: „Zu Würzburg haben wir unseren theuern Magen mit Kaffee gestärkt, eine ­schöne prächtige Stadt.“ Zwar besuchte das Musik-Genie Würzburg nur ein einziges Mal – doch die Stadt hinterließ offenbar einen nach­haltigen Eindruck.

Das Mozartfest findet dieses Jahr vom 23. bis 29. Juni statt. Evelyn ­Meining übernimmt erstmalig die Intendanz des Fests unter dem Motto „Mozart – trazoM: Musik im Spiegel“. ­Artiste ­étoile und damit heraus­ragender Künstler ist in diesem Jahr der Komponist, Klarinettist und Pianist Jörg Widmann. Mit dabei sind unter an­derem auch die Kremerata Baltica, die Bamberger Symphoniker und Cellist Johan van Iersel.

Die meisten Konzerte sind in der Würzburger Residenz zu hören: Von 1720 bis 1744 wurde das Barock-Schloss nach Plänen des Architekten Balthasar Neumann errichtet. Die UNESCO erklärte es 1981 zum Weltkulturerbe. Besonders prachtvoll ist das frei­tragende Treppenhaus, ge­staltet vom damals bekanntesten Freskenmaler Giovanni Battista Tiepolo: Von 1751 bis 1753 schuf er hier das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt.

Vor dieser Kulisse verwundert es nicht, dass sich das Festival als ­Mittler zwischen den Künsten sieht. Die ­Architektur soll zusammen mit der Musik eine genreübergreifende Verschmelzung von Ästhetik vermitteln.

Jährlich besuchen rund 25.000 ­Gäste aus dem In- und Ausland das Festival. Spielorte sind neben der Residenz der Hofgarten, eine ehemalige Druckhalle und sogar der Weinkeller der Residenz, wo Lesungen mit Musik vorgetragen werden. Zum Auftakt des Festivals gibt es kostenlose Konzerte beim „Mozart Tag“ in der Würzburger Innenstadt.

Zu hören gibt es unter anderem ­Manuel Holzner, die Publikumslieblinge „Mister & Mississippi“ oder „The Bulletmonks“. Während auf der großen Open Air-Bühne umgebaut wird, zeigen auf der U25-Bühne die jüngsten Bands Unterfrankens, was sie drauf haben. Gegenüber etablierten Musikern haben es die Youngsters oft schwer, sich durchzusetzen. Hier bekommen sie die Gelegenheit, sich jeweils mit einem etwa 20-minütigen Kurz-Auftritt zu präsentieren.

Beim „Hafensommer Würzburg“ vom 25. Juli bis zum 10. August geben sich dann internationale und deutsche Stars die Klinke in die Hand. Helge Schneider kommt am 9. August mit seiner neuen Band „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“ plus neuem Programm zu Besuch. Dabei spielt der Musiker und Komiker auf Instrumenten wie seiner Quetschkommode oder der spanischen Gitarre, die er selbst liebevoll „Eierschneider“ nennt.

Ein weiteres Highlight ist das Solo-Konzert von Judith Holofernes, der Frontsängerin von „Wir sind Helden“ am 30. Juli. Und wer Jan Josef Liefers mal nicht im Fernsehen, sondern live bewundern möchte, sieht ihn am 26. Juli mit seiner Band „Oblivion“. Amerikanisches Flair bringt die Sängerin Suzanne Vega auf die Bühne. Das Event findet 2014 übrigens auf den Mainwiesen statt, da der alte Standort – die Kaimauer im Alten Hafen – ge­rade saniert wird.

Beim Hafensommer im vergangenen Jahr waren meine Freundin Carla und ich auf einer der kleinen Eventflächen gelandet. Und genossen die Auftritte der Bands bei einem ­guten regionalen Wein. Dazu ein Stück Käse – fertig war der Luxus-Lunch. Schließlich ist Würzburg ja das Weinzentrum Unterfrankens.

Mit seinen verschlungenen Fluss­tälern bildet der Main zwischen Spessart, Rhön und Steigerwald die Fläche eines Dreiecks und umreißt damit das Fränkische Weinland. Hier wachsen Reben, die anschließend Weine von Weltruhm hervorbringen. Angebaut werden unter anderem Scheurebe, Blaufränkisch und Silvaner. Und last not least Riesling.
Mehr Sommer geht nicht!

Frisch gestärkt beschlossen Carla und ich damals nach unserem Lunch, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Ich zeigte Carla die Bürgerhäuser aus der Zeit der Renaissance mit ihren hübschen Hinterhöfen. „Eine ­echte ­Augenweide!“, schwärmte sie. Das lachsrosa getünchte „Falkenhaus“ – in dem heute die Touristeninformation und die Bücherei ihren Sitz haben – setzt dem an Pracht noch eins drauf: 1751 ließ die damalige Besitzerin ­Barbara Meißner die Fassade von ­Stuckateuren aus Oberbayern reich verzieren. Die entstandene Rokokofassade gehört heute zu den schönsten in Süddeutschland.

Der Kiliansdom darf natürlich bei unserem Stadtrundgang nicht ­fehlen. Er gehört zu den bedeutendsten Bauwerken aus der Zeit der salischen ­Kaiser und ist die viertgrößte romanische Kirche Deutschlands. 1040 wurde der Grundstein für den Bau gelegt. Zur Zeit des Barock kam die Schönborn­kapelle dazu. Balthasar Neumann, einer der bedeutendsten Architekten seiner Zeit, vollendete den Bau. Carla und waren beeindruckt von der Komplexität ihrer Architektur.

Neumanns Sohn Franz Ignaz ­Michael verewigte sich ebenfalls in der Stadt. Mit dem Bau des ­Mainkranen am Flussufer. 1772 gab Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim den Kran in Auftrag, um den Güterumschlag vom Land auf den Fluss zu vereinfachen.

Als meine Freundin und ich am ­Kranen vorbeikamen, sagte Carla: „Ich haben mal gegoogelt. Wusstest du, dass Franken in Sachen Brauereidichte den Weltrekord hält?“ Nein, wusste ich nicht. Nur, dass es überall kleine Brauereien gibt, die ihr eigenes Bier anbieten. Und ich kannte da auch einen kleinen Biergarten, in den ich Carla nun entführte. Denn: Wer schon mal an einem lauschigen Abend bei einem frisch gezapften Würzburger Hofbräu unter Jahrhunderte alten ­Kastanien saß und über das Leben philosophiert hat, der weiß: Mehr Sommer geht nicht!

Annette Waldow

Fotos: Jutta & Jörg Kulow, Andreas Hub / laif

Annette Waldow
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